Andacht zum März 2023
Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? (Römer 8, 35)
Die Scheidungsquote in Deutschland liegt derzeit bei etwa 40%. Gründe zur Ehescheidung gibt es viele. Dahinter verbergen sich nicht nur unverhoffte Schicksalsschläge, sondern eben auch enttäuschte Erwartungen, eigene Verletzungen, geplatzte Lebensträume oder eine zunehmende Sprachlosigkeit im Miteinander.
Manchmal ist es so, dass viele Menschen ihre Bedürfnisse nicht oder nur undeutlich gegenüber dem Partner zum Ausdruck bringen. Der Frust, der sich so über die Jahre aufbaut, bezieht sich dann auf sich selbst, weil man sich für die eigenen Bedürfnisse nicht eingesetzt hat.
Irgendein Funke setzt die Beziehung schließlich in Brand; es kommt zum viel zitierten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Doch schon zuvor sprach man bisweilen längst nicht mehr dieselbe Sprache, oder redete aneinander vorbei. Viele Menschen haben heute ein ausgefülltes Arbeitsleben und angesichts der vielfältigen Angebote auch ein getrenntes Freizeitleben. Der Partner oder die Partnerin, die daran nicht teilhat, fühlt sich außen vor und tut sich zunehmend schwer, eine gemeinsame Kommunikationsbasis zu finden.
Interessanterweise gebraucht die Bibel das Konstrukt der Ehe, um auch das Wesen unserer Glaubensbeziehung metaphorisch zu beschreiben. Der Prophet Hesekiel z.B. beschreibt im 16. Kapitel seines Buches die Stadt Jerusalem als eigentlich Jahwe zugedachte Ehefrau; stattdessen aber geht sie im übertragenden Sinne fremd. Im NT indes ist Christus der Bräutigam und die Gemeinde seine Braut (vgl. 2. Korinther 11, 2).
Doch wie schaut es hier mit der aktiven Beziehungspflege und der eigenen „Sprache der Liebe“ aus?
Der Monatsvers gibt uns die Verheißung, dass uns nichts von der Liebe Christi scheiden kann. Dies ist schon mal überaus tröstlich und ein Liebesbeweis sondergleichen. Gleichwohl ist es keine Einbahnstraße, sondern beinhaltet den innerlichen Wunsch nach Aufmerksamkeit und Kommunikation – und zwar in beide Richtungen. Denn auch im Glauben kann man sich quasi „auseinanderleben“, wenn den Worten Jesu kaum mehr Beachtung geschenkt wird und das eigene Gebetsleben obendrein verkümmert.
Die Liebe Christi zu Dir und seine ungeteilte Aufmerksamkeit für uns sollten nicht als Selbstverständlichkeiten erachtet werden. Stattdessen sind sie Ansporn und Grund tiefster Dankbarkeit: „Denn die Liebe Christi drängt uns“, schreibt Paulus in 1. Korinther 5, 14.
Für mich liegt darin eine unverkennbare Wechselwirkung. Je eher ich mir dieser persönlichen Liebe Christi bewusst werde, desto mehr werde ich bewegt zu wahrer Hingabe. „Herr, wohin sonst sollten wir denn gehen? Nur du hast Worte des ewigen Lebens!“ (Johannes 6, 68).
Und hinsichtlich der Beziehungspflege unserer Partnerschaften hier auf Erden gibt der Apostel eine folgerichtige Anweisung – insbesondere an die Herren der Schöpfung: „Ihr Männer, liebt eure Frauen mit derselben Liebe, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat.“ (Epheser 5, 25).
Maik Berghaus