Andacht zum Oktober

Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß. (Klagelieder 3, 22-23)

„Die Güte des Herrn hat kein Ende; sein Erbarmen hört niemals auf. Es ist neu jeden Morgen. Groß ist deine Treue. Die Güte des Herrn hat kein Ende.“ – Dieses Gemeindelied von Gitta Leuschner kam mir beim Lesen des Monatsverses unmittelbar in den Sinn. Es ist eine Vertonung des Bibelworts mit eingängiger Melodie. Wie schön, dass mal etwas endlos und alle morgen neu ist. Normalerweise segnet uns das Zeitliche. Alles hat ein Ende und die Wurst hat zwei. Doch hier wird betont, dass Gottes Barmherzigkeit (noch) endlos ist und deshalb jeden Morgen neu. Die Altvorderen sprachen deshalb von der „Gnadenzeit“; eine Zeit des Heils, wo noch Erlösung möglich ist. Noch ist es nicht zu spät, um Gott zu suchen und seine Gnade in Anspruch zu nehmen!

„An Gottes Segen ist alles gelegen“ sagt der Volksmund. Und die Güte des HERRN ist's, dass wir nicht gar aus sind, sagt Jeremia. Zwei Aussagen, die in dieselbe Richtung gehen. Wir Menschen sind auf das Wohl eines Höheren angewiesen und können nicht außerhalb seiner selbst, nachhaltigen Erfolg generieren. Letztlich ermöglicht die Güte Gottes unseren Gestaltungsspielraum und unsere Möglichkeiten.

Das Wort „gar aus“ kennt heute kaum noch jemand. Moderne Übersetzungen sprechen deshalb lieber vom „Ende“, wie im eingangs erwähnten Lied. „Gar aus“ heißt so viel wie „vollständig aus“. Im 15. Jahrhundert kündigte man damit die Polizeistunde an, wo auch die Stadttore geschlossen wurden.

Heute meint „etwas den Garaus zu machen“, einer Sache ein Ende zu bereiten. Auch Personen kann der Garaus gemacht werden. Doch Gott sei Dank – dass es mit uns eben noch kein bitteres Ende hat, verdanken wir der Güte Gottes! Wie fragil unser Leben ist, merken wir immer dann, wenn Unvorhergesehenes hereinbricht und alle schönen Lebenspläne durchkreuzt werden. Auch den Wert von Gesundheit wissen wir erst dann zu schätzen, wenn wir krank werden. Viel zu oft meinen wir, es sei eine Selbstverständlichkeit, morgens aufzustehen und sein Tagwerk anzugehen. Doch Obacht! Wir verdanken unsere Mobilität und Lebensgestaltung letztlich der Güte und Treue Gottes: „All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu; sie hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag.“

In diesen Tagen begehen wir das Erntedankfest. Unser Monatsvers lädt ein, nicht nur an Naturalien und Materielles zu denken und dafür zu danken, sondern sich insbesondere der vielen geistlichen Segnungen bewusst zu werden: Güte, Barmherzigkeit und Treue kann man nur schwerlich versinnbildlichen oder plastisch darstellen; sie lassen sich nicht zum Erntedanktisch tragen. Aber dennoch liegen gerade darin unser eigentlicher Lebenswert und Lebenselixier par excellence. Deshalb schreibt auch der Apostel Paulus: „Gott ist nicht ferne von einem jeden unter uns. Denn in IHM leben, weben und sind wir.“ (Apostelgeschichte 17,27) – Gott sei Dank!

Maik Berghaus

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